Mittwoch, 9. September 2015

Robert Louis Stevenson - "Die Schatzinsel"



Über den Autor:
Robert Louis Stevenson wird 1850 in Edinburgh (Schottland) geboren und leidet sein Leben lang an der Lungenkrankheit Tuberkulose.
Sein Vater erlaubt ihm nur unter einer Bedingung Schriftsteller zu werden: er soll erst ein Ausbildung absolvieren. Also schließt Stevenson 1875 sein Studium als Rechtsanwalt ab, arbeitet aber nie in diesem Beruf.
In Paris lernt er die zehn Jahre ältere und verheiratete Amerikanerin Fanny Osbourne kennen. Die Beiden verlieben sich ineinander, es braucht aber noch Jahre bis Fanny dazu bereit ist, sich von ihrem vagabundierenden Ehemann scheiden zu lassen und Stevenson zu heiraten (1880).
Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Die Schatzinsel" (1883) und "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" (1886).
Stevenson zieht später mit seinem "Clan" auf die Insel Samoa, wo er 1894 an den Folgen seiner Krankheit stirbt.
(Quelle: wikipedia)

Inhalt/Über das Buch:
Als sich eines Tages ein alter Seemann in das elterliche Gasthaus nahe Bristol einquartiert, ahnt Jim Hawkins noch nicht, dass dieser eine Schatzkarte bei sich trägt, die ihn auf eine wilde Reise bringen wird. Ein Abenteuer um Piraten, Meuterei und einen Goldschatz beginnt.

Meinung:
Zeitlebens und auch heute noch wird Stevenson kritisiert für seine Charaktere, die oft fern sind von jeglichen moralischen Entscheidungen. Ich finde diese Darstellung von "verkommenen" Charakteren erfrischend realistisch. Tatsächlich lässt sich gut nachvollziehen, wie mit dem verräterischen Schiffskoch, John Silver, umgegangen wird. Und auch der Richter erweist sich als "verwerflich" indem er ihn nicht anprangern will.
(An dieser Stelle möchte ich aber nicht mehr über den Inhalt verraten, ich wollte nur einen Eindruck verdeutlichen, der mir bei Lesen gekommen ist und den ich verteidigen möchte, trotz Kritik von anderen Seiten.)

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Sprache ist äußerst authentisch getroffen. Die Seeleute sprechen gerade heraus, wie ihnen "das Maul gewachsen ist". Das führt für mich dazu, dass man von Anfang an mitten in dem Abenteuer steckt.

Auch unser Held, Jim, ist nicht immer brav, tut aber instinktiv genau das Richtige und Nötige um alle zu retten. Hier bekommt man einen intelligenten jungen Burschen vorgesetzt, der hin und wieder etwas draufgängerisch handelt, aber doch als Vorbildcharakter für Jugendliche dienen kann. Ich vermute, dass dieser Protagonist dazu beiträgt, dass der Roman oft als Jugendbuch kategorisiert wird.

Die Darstellungen der Insel halte ich teilweise für nicht ganz realistisch, was aber für mich verständlich ist, da Stevenson zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht selbst auf einer Pazifik-Insel gewesen ist. Er beschreibt hier immer wieder die dichte Vegetation von Kiefern auf der Schatzinsel. Das passt nicht zu der tropischen Insel, um die es sich eigentlich handeln müsste, da Kiefern doch gemäßigtes/kühles Klima bevorzugen...
Auf jeden Fall ist die Reise und die Insel aber insoweit fantasievoll beschrieben, dass die Atmosphäre perfekt auf den Leser übertragen wird. Man stellt sich hier kein Urlaubsparadies vor, sondern eine gefährliche Pirateninsel, wo hinter jedem Baum eine Gefahr lauert. Ein sehr schöner Stil.

Das gesamte Buch hat mich voll überzeugt. Ich hatte den Roman bereits mit zirka elf Jahren schon einmal gelesen, konnte mich tatsächlich aber an nicht mehr viel erinnern.
Da ich mit meinem Mann vor Kurzem im deutschen Musical "Die Schatzinsel" (in Fulda) war, habe ich mich wieder so für die Geschichte begeistert, dass ich das Buch unbedingt nochmal lesen wollte. Das Musical war übrigens große Klasse. Wir haben uns vor Ort auch direkt den Soundtrack gekauft, den ich bisher schon rauf und runter gehört habe. Wirklich empfehlenswert...

Fazit:
Ein toller Abenteuerroman, der einen in eine gefährliche Welt von Piraten, Verrat und Schätzen eintauchen lässt. Muss man unbedingt mal gelesen haben, meiner Meinung nach.

Zitat:
Und immer stand ein großes Faß mit Äpfeln mittschiffs, für jeden, den es danach gelüstete.
"Noch nie gehört, daß dabei Gutes 'rauskommt", sagte der Kapitän zu Dr. Livsey. "Verdirbt nur die Leute, macht sie übermütig. Das ist meine Meinung."
Doch das Apfelfaß hatte sein Gutes, wie man noch erfahren wird. Denn hätte man es nicht aufgestellt, wären wir ohne ein Warnungszeichen geblieben und vielleicht alle an Verrat untergegangen.
[...]
(Seite 83, Kapitel 10: "Die Seereise")

Autor:Robert Louis Stevenson
Kategorie:Abenteuerroman/Jugendbuch
Erstveröffentl.:1883
Ausgabe von:1956
Seiten:269
Verlag:Bertelsmann
ISBN:---

Bewertung (max. 5 Pkt.)
Stil:5
Handlung:4
Charaktere:4
Spannung:4
Humor:3
Fantasie:4
Gesamteindruck:4

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