Freitag, 2. Dezember 2011

Barbara Frischmuth - "Die Klosterschule"


Über den Autor:
Barbara Frischmuth wird 1941 in Österreich als Hoteliers-Tochter geboren. Nach ihrem Sprachstudium in Graz studiert noch zwei Jahre in Erzurum (Türkei). 1966 bricht sie Ihr Studium in Wien ab und wird hauptberufliche Schriftstellerin.
In den 1960ern ist sie Mitlgied der Grazer Gruppe.
Heute lebt die Schriftstellerin wieder in ihrem Geburtsort Altstausee in Österreich und arbeitet als Schriftstellerin, Übersetzerin und Kolumnistin.
(Quelle: Wikipedia)

Inhalt/Über das Buch:
Sie sind dann hinausgezogen in die Welt, erst in eine Klosterschule, die Ihnen, wenn man Ihren ersten Roman liest, nicht behagte. Sind Sie noch immer rebellisch?
Ich habe die geschlossene Sprache dieser Schule für den Roman verwendet, weil ich sie am besten kannte. Sie hatte auf alles Antworten parat, es gab eine große Ordnung. Ohne Anstrengung ist man aus diesem Kreis nicht rausgekommen. Mein Unbehagen habe ich zehn Jahre später in „Die Klosterschule“ outriert wiedergegeben. Aber die Schule war gut. Wenn die Präfektin mit der ersten Klasse nicht fertig wurde, hat sie mich aus der zweiten geholt, damit ich eine Geschichte erzähle. Auch im Schlafsaal hat man mich zum Erzählen ermuntert. Ich wurde wegen meiner poetischen Ader aber auch aufgezogen. Und ich war oft krank, weil ich im Krankenzimmer lesen konnte.
(Quelle: Interview Die Presse vom 11.06.2011)

Meinung:
Der Roman ist aus der Sicht der "Gedankensprache"/Ideenwelt der Kloster-/Internatsschülerin geschrieben. Das Buch stellt eine zwar subjektive, aber auf den Leser sehr realistische und detaillierte Beschreibung der Verhältnisse in dem Internat dar. Man fühlt sich in die einzelnen Situationen hinein versetzt und leidet mit der "Insassin" mit.

Der interessante Erzählstil birgt aber auch die Gefahr einer einseitigen Sichtweise. Die rein subjektive Darstellung wirkt teilweise sehr übertrieben. Man bekommt ein grausiges Bild von den Lebensverhältnissen in der Klosterschule geliefert. Beim Lesen hat man das gefühlt, man untersteht einer drückenden Autorität und traut sich nicht einmal mehr seine Gedanken zu flüstern. Eindrucksvoll und bildreich, aber einseitig und daher teilweise anstrengend.

Es ist ein Buch, bei dem man gebannt ist, von der "Grausamkeit" und darauf wartet, mehr davon zu lesen. Auch wenn hier keine wirklichen Grausamkeiten bestehen, handelt es doch von psychischen und kulturell aufgezwungenen "Grausamkeiten" und Einflüssen.

Ich habe selbst fast fünf Jahre in einem Internat gelebt (wochentags) und fühle mich durch das Lesen von Frischmuths erstem Roman, zumindest gefühlsmäßig an einige Situationen und Vorschriften zurückerinnert.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man das Internat einerseits liebt und andererseits hasst. Man verspürt dauernd den Drang, sich von allem befreien zu wollen, was einem die Freiheit im Internat raubt. Doch man ist eingezwängt in Regeln und steht unter Bewachung. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit, also versucht man irgendwie klar zu kommen.

In dem Roman kommt erschwerend hinzu, dass er in einer Zeit spielt, in der die Frauen unterdrückt und in gesellschaftliche Konventionen gezwängt wurden. Dies wird als Erziehungsgrundlage deutlich.
Wie die Autorin es dennoch schafft, am Schluss zu Mut zur Freiheit anzuregend ist wiederum fantastisch.

Fazit:
Unter dem Gesichtspunkt, dass der Roman Ende der 1960er entstanden ist, muss man sagen, dass der Frauenroman für diese Zeit durchaus gut gelungen ist. Heute kann man sich die damaligen Verhältnisse und Erziehungsaspekte kaum noch vorstellen und ist höchstens gespannt, ob noch irgendetwas Grausiges passiert/beschrieben wird.
Für mich ist die Sichtweise zu eintönig und die andauernde Litanei des Katholizismus ermüdend. Ein durchschnittlicher Roman.

Zitat:
[...] Und vor allem mußt du mir schreiben, ob du tust, was dir Spaß macht, und wenn du es nicht tust, warum du es nicht tust. ich würde es ganz bestimmt tun, wenn ich frei wäre, so wie du.
[S. 89]
Autor:Barbara Frischmuth
Kategorie:Gesellschaftsroman
Erstveröffentl.:1968
Ausgabe von:1980
Seiten:96
Verlag:rowohlt
ISBN:3-499-14469-7

Bewertung (max. 5 Pkt.)
Stil:4
Handlung:2
Charaktere:2
Spannung:3
Humor:0
Fantasie:2
Gesamteindruck:2+

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