Dienstag, 8. Juni 2010

Elias Canetti - „Die Stimmen von Marrakesch"

Aufzeichnungen nach einer Reise

Bild-Quelle: www.leichte.info

Es handelt sich hierbei um ein nettes kleines Buch für zwischendurch. Canetti erzählt sehr stimmungsvoll von seinen Eindrücken in Marrakesch. Dennoch habe ich manchmal das Gefühl, dass er seine Erlebnisse künstlich aufwertet, indem er sie extra intensiv darstellt. Meiner Meinung nach bekommt man eine ziemlich verklärte Idee von den Zuständen, die in der Stadt herrschen.
Besonders das letzte Kapitel wirkt auf mich sehr arrangiert, zumal ich mir auch einfach nicht vorstellen kann, dass Canetti so viel Zeit dafür aufgewendet hat, sich ein Bündel auf dem Platz NICHT genauer anzusehen...
Am besten, jeder bildet sich hierüber seine eigene Meinung.

Bestimmt kann ich jedoch sagen, dass das Marrakesch, so wie er es beschreibt, heute nicht mehr mit seinen Beschreibungen zu vereinbaren ist. Immerhin liegen zig Jahre zwischen seinem Besuch der Stadt und meinem Lesen seines Berichtes.

Mich stört, dass die Bettler so glücklich dargestellt werden und auch kein Augenmerk auf den "normalen" Durchschnittsbürger gelegt wird.

Gesamt lässt sich sagen, dass man sich gut in jede Situation hineinversetzen kann, weil Canettis Stil sehr stimmungsvoll und interessant ist.


Zitat:

[aus dem Kapitel: „Die Brotwahl"]
„Es war etwas Nacktes und Lockendes an diesen Broten, die tätigen Hände der Frauen, von denen nichts außer den Augen unbedeckt war, teilten es ihnen mit. ‚Das kann ich dir von mir geben, nimm es in deine Hand, es war in meiner.’"


Autor:Elias Canetti
Kategorie:Reisebericht
Erstveröffentl.:1967
Ausgabe von:2009
Seiten:96
Verlag:Fischer Taschenbuch Verlag

Bewertung (max. 5 Pkt.)
Stil:3
Handlung:3
Charaktere:4
Spannung:2
Humor:1
Fantasie:1
Gesamteindruck:3

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