Samstag, 26. Juli 2014

Yann Martel - "Schiffbruch mit Tiger"


Über den Autor:
Yann Martel wurde 1963 in Spanien geboren. Seine Eltern sind Diplomaten. Er wuchs in Costa Rica, Frankreich, Mexiko, Alaska und Kanada auf und lebte später im Iran, in der Türkei und in Indien. ›Schiffbruch mit Tiger‹ ist sein zweiter Roman, er war nominiert für den Governor General Award und den Commonwealth Writers Prize und gewann den Booker Prize 2002. Yann Martel lebt mit seiner Familie in Saskatoon, Kanada. ›Schiffbruch mit Tiger‹ wurde 2012 von Ang Lee verfilmt und mit vier Oscars ausgezeichnet.
(Quelle: fischerverlag.de)

Inhalt/Über das Buch:
Pi zieht mitsamt Familie und Zoo von Indien nach Kanada um. Aber der Hochseefrachter sinkt und Pi treibt als einziger Überlebender im Rettungsboot auf hoher See - jedoch ist er nicht allein im Boot, ein paar Tiere konnten sich auch dahin retten, unter anderem ein Königstiger!
Was hat sich Gott dabei nur gedacht...?

Meinung:
Ich war doch erstaunt, dass auf einen etwas müden Start ein eindrucksvoller, emotionaler Roman folgte. Die lange Vorgeschichte hat mich zunächst nicht besonders vom Hocker gerissen, hat die Geschichte aber insgesamt glaubwürdiger und damit realistischer wirken lassen. Denn als erstes denkt man, ein Schiffbruch mit einem Tiger im Rettungsboot ist einfach nicht vorstellbar. Als Leser lässt man sich aber dann sehr schnell auf diese Fiktion ein und baut ein Vertrauen zu dieser "Wahrheit" auf. Das stellt für mich den eigentlichen Kniff dar, der Martel gelungen ist und ihm einigen Ruhm verschafft hat. Er bringt einen dazu sich um Glauben und innere Kraft Gedanken zu machen. Zuletzt habe ich der Geschichte voll und ganz geglaubt, obwohl ich weiß, dass es lediglich eine Erzählung ist.

Was mir zu diesem ganzen Themenkomplex auch sehr gut gefiel, war die Verbindung der verschiedenen Religion in einem einzigen indischen Jungen. Er hat keiner Religion eine stärkere Gewichtung gegeben, was ich für einen sehr schönen Gedanken halte. Für ihn gab es keinen Religionskampf, er konnte sich in jeder Religion wiederfinden. Das hat ein sehr positives Bild vermittelt. Für mich hätte nicht viel gefehlt und es hätte fast Züge von einer Satire auf religiöse Fanatiker und Religionskriege haben können. Eine sehr gelungene Auseinandersetzungen mit den Weltreligionen.

Verständlicherweise war das Buch manchmal sehr melancholisch, was mir bei Romanen aber sehr gefällt, wenn es denn an der richtigen Stelle traurig wird. Es hat mich sehr gerührt.

Zu Beginn war ich etwas irritiert von der Ich-Erzählform. In der Einleitung lässt sich Martel darüber aus, wie er auf der Suche nach dem "richtigen" Thema/Inhalt war und steigt dann direkt in die Ich-Perspektive ein, obwohl man doch denken soll, dass er die Geschichte eines anderen erzählt. Aber das war nur eine kleine Irritation und hat nicht weiter gestört. Tatsächlich konnte die Geschichte eigentlich nur mit dieser Erzählform so perfekt wirken.

Das gesamte Buch hat mich sehr überzeugt.

Ich wollte das Buch unbedingt lesen, bevor ich mir den Film anschaue (Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger). Jetzt bin ich sehr gespannt auf die Umsetzung und die Atmosphäre des Films...

Fazit:
Ein bewegender Roman über Leben und Religion.

Zitat:
Es wurde dunkel. Eine mondlose Nacht. Die Sterne blieben hinter den Wolken verborgen. Selbst Umrisse waren kaum noch zu sehen. Alles verschwand, das Meer, das Rettungsboot, mein eigener Körper. Es ging kaum Wind und die See war ruhig, und so hatte ich nicht einmal Geräusche zu meiner Orientierung. Es war, als schwebte ich im reinsten, tiefsten Schwarz. Ich hielt meine Augen weiter auf der Höhe, auf der ich den Horizont vermutete, die Ohren blieben gespitzt, damit mir kein Laut von den Tieren entging. Ich hatte kaum Hoffnung, dass ich die Nacht überstehen würde,
[...]
(Kapitel 44)
Autor:Yann Martel
Kategorie:Erzählung / Abenteuer
Erstveröffentl.:2001
Ausgabe von:2003
Seiten:384
Verlag:Fischer
ISBN:3-10-401032-8

Bewertung (max. 5 Pkt.)
Stil:5
Handlung:4
Charaktere:5
Spannung:5
Humor:3
Fantasie:4
Gesamteindruck:5

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